Eine Chance wird vertan

In seiner Juni-Sitzung hat sich der Ausschuss für Bauwesen und Wirtschaft mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gebiet des jetzigen Gartenmarktes zwischen Ottendorfer und Suchsdorfer Weg befasst. Es handelt sich um die letzte größere  im Zusammenhang bebaubare Fläche in unserem Ort – die Rede ist von ca. 23.000 qm.  Deswegen meinen wir Kronshagener Sozialdemokraten, dass die Bebauung dieses Grundstückes besonderer Sorgfalt bedarf und dabei ein Angebot für alle Kronshagener geschaffen werden muss.
Anders die politische Mehrheit aus CDU, Grünen und – diesmal auch – UKW, die die Verwaltungsvorlage ohne Änderungen durchwinkte und sich damit für den von einem Kieler Investor geplanten „Wohnpark für ältere Kronshagener“ aussprach. Geschaffen werden sollen danach Wohnungen für ältere Kronshagener, die ihre großen Häuser verlassen, diese  für junge Familien freimachen wollen und sich in einer seniorengerechten Wohnung – vorzugsweise zu Eigentum erworben – niederlassen wollen.
Wir meinen: Diese Rechnung geht nicht auf!
Denn selbst wenn es Kronshagener im Rentenalter gibt, die sich so einen Umzug in kleinere und barrierefreie Räumlichkeiten – völlig zurecht – wünschen, bezweifeln wir, dass es ihnen gelingen wird, ihre bisherigen Häuser und Grundstücke an die vielzitierten jungen Familien zu verkaufen – bei den derzeit herrschenden Grundstückpreisen und angesichts des Umstandes, dass die (selbe) politische Mehrheit eine Grundstücksteilung und Hinterlandbebauung in Kronshagen strikt ablehnt. Wir haben viele ältere Kronshagener mit großen Gärten und bescheidenen Häusern, die zwar eigentlich Zielgruppe sind, aber eben nicht kaufkräftig genug sein werden.
Wir wollen ein Kronshagen für alle und Kronshagen gemeinsam gestalten.
Denn wir wissen: Viele Kronshagener, Menschen, die das gerne werden wollen oder ehemalige Bürger unserer Gemeinde suchen dringend bezahlbaren Geschosswohnraum für Paare oder Familien – auch mit mehr als zwei Kindern – und finden diesen in Kronshagen nicht zu angemessenen Preisen. Zuletzt hat sogar die Freiwillige Feuerwahr darauf aufmerksam gemacht, dass die Kameraden für sich und ihre Familien in unserem Ort keine bezahlbaren Wohnungen mehr finden. Damit indes war bei CDU/ Grünen und UKW nicht durchzudringen.
Unseren Antrag, auf der Fläche generationenübergreifenden Wohnraum mit einem Anteil  von 30 Prozent an öffentlichen gefördertem Wohnraum vorzusehen, lehnten die drei konserverativen Fraktionen unisono ab. Was die Förderquote angeht, sprang ihnen der Investor bei, der mit der Behauptung, geförderter Wohnraum werde von der von ihm angesprochenen Klientel nicht nachgefragt, einmal mehr deutlich machte, worum es ihm und der Mehrheit im Ausschuss eigentlich ging: Weiteren Wohnraum für gut betuchte Kronshagener zu schaffen.
Entsprechend äußerte der CDU-Gemeindevertreter Thomas Kahle, die Gemeinde habe in den vergangenen Jahren genug für Menschen mit geringem Einkommen getan und meinte damit wohl, jetzt müsse man sich wieder um die Besserverdienenden kümmern. Und unsere Idee der Begegnung und des Zusammenlebens verschiedener Generationen tat die CDU-Fraktionsvorsitzende Andrea Linfoot mit der Bemerkung ab: „Die können sich ja im Supermarkt treffen…“
Schade! Wieder eine Chance vertan, Kronshagen zu einer vielseitigen Gemeinde zu machen. Denn aufgehen wird der Plan nicht: Die seniorengerechten Wohnungen, die sich ältere Kronshagener nicht leisten können, weil sie ihre Grundstücke nicht loswerden, werden dann wohl von auswärtigen  Senioren bezogen werden und der Seniorenanteil in unserer Gemeinde, der selbst nach Berechnung des Investors bei gegenwärtig 50 Prozent (zum Vergleich: in Kiel bei knapp 30 Prozent) liegt, wird weiter steigen. Zu Lasten junger Singles, Paare und Familien, die gerne in Kronshagen bleiben oder nach der Ausbildung hierher zurückkehren wollen, aber sich die Grundstücke von CDU, Grünen und UKW nicht leisten können.